Dieser Beitrag widmet sich der Modul-Zusammenfassung zum Thema „Agile Organisation“ basierend auf den offiziellen Lernzielen.
L1: Organisationsformen kennen
Holakratie
Holakratie wurde von Brian Robertson in einem kleinen Start-up Unternehmen entwickelt. Holakratie ist einen selbstorganisierenden, multidisziplinären Ansatz auf Unternehmensebene und erfordert eine radikale Unternehmens-Transformation. Es ist eine Praxis für Organisationen, nicht für individuelle Menschen oder etwa Gruppen von Menschen.
Die folgenden Aspekte sind Bestandteile der Organisationsstruktur:
- Rollen und Zuständigkeiten
- Organisation in Kreisen
- Doppel-Verbindungen zwischen den Kreisen
- Erforderliche Organisation
Soziokratie 3.0
Für die Entwicklung der agilen Organisationsstruktur bietet die Soziokratie 3.0 eine umfangreiche Sammlung von Ideen (Mustern). Ein Muster ist eine Vorgehensweise, welches an den jeweiligen Kontext angepasst und dann weiterentwickelt werden kann.
Mit verschiedenen Ansätzen können komplexe Herausforderungen Schritt für Schritt und ohne grosse Change-Initiativen gemeistert werden.
Alle Muster basieren auf den sieben Prinzipien:
- Effektivität
- Konsent
- Empirismus
- Kontinuierliche Verbesserung
- Gleichstellung
- Transparenz
- Verantwortlichkeit
L2: Ablauf- und Aufbauorganisation unterscheiden können
Bei der Organisationsgestaltung in Unternehmen sind Ablauf- und Aufbauorganisation von grundlegender Bedeutung.
Ablauforganisation
Die Ablauforganisation strukturiert die Tätigkeiten im Unternehmen räumlich und zeitlich.
Es verbindet die Einheiten der Aufbauorganisation und deren Kompetenzen für die Auftragsabwicklung.
Aufbauorganisation
Die Aufbauorganisation ist eine Gliederung im Unternehmen, z.B. in Form eines Organigramms.
Es befasst sich mit der Ordnung von Aufgaben-, Kompetenzen- und Verantwortungsinhalte im Unternehmen.
L3: Skalierung von agilen Vorgehen verstehen
Bei der agilen Skalierung geht es um die Gestaltung einer lernenden Organisation.
Die it-agile GmbH hat das Thema „Agile Skalierung“ in einem illustrierten Kurzfilm zusammengefasst: https://www.youtube.com/watch?v=xlgFunfWDAw
Die agile Skalierung kann auf zwei Dimensionen betrachtet werden:
- Bei der vertikalen Skalierung werden zusätzliche agile Teams installiert, die denselben Ausschnitt aus der Wertschöpfungskette abdecken.
- Bei der horizontalen Skalierung wird der Bereich der Wertschöpfungskette ausgeweitet, für den das Team verantwortlich ist.
Prinzipien agiler Skalierung
Die agilen Prinzipien bilden Leitplanken, um das Entstehen der eigenen agilen Skalierungsstruktur abzusichern.
Die folgenden Prinzipien sollten bei der agilen Skalierung besonders beachtet werden:
- Persönlicher Kontakt
- Lieferbare Produktinkremente
- Inspect & Adapt auf Produkt- und Prozessebene
- Autonome cross-funktionale Teams
- Transparenz
Praktiken zur agilen Skalierung
Für die agile Skalierung gibt es unzählige Praktiken, welche sich auch aus den Standard-Praktiken von Scrum und Kanban adaptieren lassen.
Die folgenden Praktiken sollten bei der agilen Skalierung betrachtet werden:
- Organisation Product Ownership
- Abstimmung der Entwicklungsteams
- Software-Architektur
- Entwicklungspraktiken
Skalierungsframeworks
Für die agile Skalierung über den gesamten Projektlebenszyklus hinweg gibt es verschiedene Frameworks:
- Disciplined Agile Delivery (DAD)
- Kanban Flight Levels
- Large-Scale Scrum (LeSS)
- Scaled Agile Framework (SAFe)
- Scrum@Scale
Kanban Flight Levels
Kanban lässt sich durch die Anwendung in einem grösseren Kontext über drei Ebenen skalieren.
Ebene | Mehrwert |
Level 3: Strategisches Portfoliomanagement Wieso? |
|
Level 2: Koordination Wer und Wann? |
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Level 1: Operative Ebene Wie? |
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Für die erfolgreiche Einführung von Kanban in Organisationen müssen folgende Schritte berücksichtigt werden:
Visualisiere Prozess |
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Regeln und Messgrössen vereinbaren |
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Prozess im Team gemeinsam verändern |
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Scaled Agile Framework (SAFe)
Mit dem Scaled Agile Framework (SAFe) können Lean- und agile Methoden unternehmensweit in grossen Organisationen skaliert werden.
Das SAFe-Framework baut auf folgenden Erfahrungen und Wurzeln auf:
- Iterative Entwicklung
- Lean Thinking und Systems Thinking, Produktentwicklungsfluss
- Agile Entwicklung
- Praktische Erfahrung in der Entwicklung grosser Systeme
Bei der Skalierung unterscheidet SAFe vier Ebenen:
- Teamebene
- Programmebene (Agile Release Train)
- Solution-Ebene
- Portfolioebene
Scrum of Scrums (SoS)
Ein „Scrum of Scrums“ ist eine skalierte Variante von Scrum über mehrere Teams hinweg. Jedes Scrum-Team wählt einen Ambassador für den teamübergreifenden Austausch in einem übergeordneten Meeting.
L4: Anforderungen an Führung in agilen Organisationen kennen
Was ist Führung?
Ed Schein gilt als einer der Begründer der Organisationspsychologie und definiert Führung wie folgt:
„Führung ist eine Funktion der Organisation und nicht die Eigenschaft eines Individuums. Führung ist über alle Mitglieder der Organisation verteilt.“
Strukturelle Führung
Führung, z.B. mit:
- Vergütungs- und Anreizsystem
- Unternehmensweite Regelungen
- Digitalisierte Prozesse
- Büroraumgestaltung
Personale Führung
Führung, z.B. mit:
- Persönliche Führungskommunikation
- «Fördern und fordern»
Teambasierte Führung
Führung, z.B. mit:
- Geteilte Führung, laterale Führung
- Selbstorganisation im Team
Für die geteilte Führung gibt es folgende Voraussetzungen:
- Shared Purpose: Geteiltes Verständnis der Teamziele, Massnahmen zur Fokussierung
- Social Support: Mitglieder stärken sich emotional und psychologisch untereinander – möglicherweise eher „verdeckte“ Akte der Ermutigung und Anerkennung
- Voice: Das Ausmass, in welchem Mitglieder eine Stimme haben bei der Zielerreichung
Literatur & Links
- [it-agile GmbH] https://www.it-agile.de/wissen/agile-skalierung-ueber-die-prinzipien, 2018
- [Mathis 2018] Christoph Mathis: „SAFe – Das Scaled Agile Framework“, 2018
- [Robertson 2007] Brian J. Robertson: „Leading-Edge Organisation: Einführung in Holacracy“, 2007
- [Sociocracy 3.0] https://sociocracy30.org/_res/practical-guide/S3-Praxisleitfaden-ebook.pdf, 2018
- [Springer-Verlag GmbH 2009] Hans-Jörg Bullinger, Dieter Spath, Hans-Jürgen Warnecke und Engelbert Westkämper: „Handbuch Unternehmensorganisation“, 2009